Piemont in Norditalien
Piemont allgemein (circa 47.000 Hektar): Produktion: insgesamt 2,5 Mio. Hektoliter; Top 3-Traubensorten: Nebbiolo, Barbera, Dolcetto. Weinart: langlebige tanninreiche Rotweine, zum Teil aus Einzellagen, frischfruchtige Rossi und auch solide Weißweine aus autochthonen Rebsorten. Geschichte: über die Jahrtausende stand die Region im Einflussbereich unterschiedlichster Völker. Der Name Piemont wurde erstmals 1193 in einem Vertrag zwischen der Stadt Asti und dem Markgrafen von Saluzzo erwähnt und wurde bald zum Inbegriff für die ganze Region. Später diente er als Bezeichnung für den Herrschaftsbereich des Hauses Savoyen diesseits der Alpen. Die ehemalige Residenzstadt der Savoyer, Turin, ist bis heute Hauptstadt der Region. Geografie: der Name der Region stammt vom lateinischen «ad pedem montium» (am Fusse der Berge), und das charakterisiert auch die Lage. Die flächenmäßig größte Region des italienischen Festlandes grenzt an die Schweiz, an Frankreich, Ligurien, die Emilia-Romagna, die Lombardei und das Aostatal. Klima und Böden: Das natürliche Amphitheater der Alpen, das die Region an drei Seiten begrenzt, sorgt für ein ausgewogenes, kontinentales Klima ohne Temperaturexzesse. Davon profitieren vor allem die Hügellagen mit ihren lehmig-kalkhaltigen Böden, manchmal – wie im Roero – auch mit sandigen Komponenten. Das Piemont wurde 1995 in seinen DOC Bestimmungen erneuert und kann sich seitdem mit dem DOC Status für jegliche Weine aus dem Gebiet schmücken. Klimatisch können Parallelen zum Bordeaux gezogen werden. Verkostet man hingegen einen Barolo oder Barbaresco ist eher das Burgund der treffendere Vergleich. Ähnlich anspruchsvoll wie die Pinot Noir im Burgund ist hier im Piemont die Nebbiolo Rebe. Neben ihr werden noch Dolcetto und Barbera für die Rotweine angebaut. Die weißen autochthonen Rebsorten des Piemonts sind Roero Arneis und Cortese (Gavi). Seit den 90er Jahren werden mit wachsenden Erfolg auch Chardonnay und Sauvignon Blanc angepflanzt. Einen großen Teil der Rebfläche nimmt auch die Moscato-Traube ein, die Basis von blumigen, frischen Perlweinen. Das gesamte Piemont ist in sechs Großgebiete unterteilt. Es wird unterschieden zwischen Piemont, Langhe, Monferrato, Collini Novarese, Coste della Sesia und Canavese. Wie bereits erwähnt, dürfen die Weine dieser Gebiete alle mit „DOC Piemont“ bezeichnet werden. Ein Nebbiolo Wein aus Barolo (DOCG) kann sich sowohl „Barolo DOCG“ als auch „Langhe Nebbiolo DOC“ nennen. Die DOCG-Weine Barolo, Barbaresco und Roero werden reinsortig aus Nebbiolo produziert, während bei Barbera dʼAsti, Barbera del Monferrato und Barbera dʼAlba auch Komplementärtrauben verwendet werden. Ausnahme: die Nizza DOCG, eine kleine Anbauzone rund um die Stadt Nizza, in der Barbera reinsortig verwendet werden muss. Dolcetto, Grignolino und Freisa sind ebenfalls die Basis von sehr eigenständigen Rotweinen, Cortese di Gavi oder Favorita bilden die Grundlage von Weißen.
Barbera (circa 15.000 Hektar) Produktion: rund 500.000 Hektoliter, la Barbera heissen die Traube und der Wein seit alters, im Gegensatz zu anderen piemontesischen Varietäten, die fast alle männlich sind. Barbera gibt es für alle Lebenslagen, von leichten spritzigen Sommerweinen bis hin zu potent-wuchtigen Versionen, und das in fast allen Anbaugebieten der Region. Durch die typische kernige Säure ist sie nämlich auch der ideale Begleiter zur klassischen Piemonteser Küche. Geschichte: Barbera ist seit Jahrhunderten im Piemont heimisch, historisch wurde sie in Teilen des Piemont frizzante (perlend) vinifiziert: Im Monferrato (östlich von Turin) und im Astigiano (rund um die Stadt Asti) ist sie die wichtigste rote Rebsorte. Mit dem Jahrgang 2008 wurden Barbera dʼAsti, Barbera dʼAsti Superiore und Barbera del Monferrato Superiore zu DOCG-Weinen. Barbera dʼAlba und Barbera del Monferrato bleiben vorerst DOC-Weine. Die ehemalige Barbera-dʼAsti-Superiore-Unterzone Nizza ist seit dem Jahrgang 2014 unter dem Namen Nizza DOCG eine eigene Ursprungsbezeichnung: Ein Nizza DOCG wird reinsortig aus Barbera gekeltert. Geografie: Im Astigiano und im Monferrato, der Kernzone der Barbera, sind die Hügel weicher als in den rauen Langhe oder im Roero, rund um Nizza, Costigliole oder Agliano dʼAsti werden vorwiegend Barbera und Moscato ausgepflanzt. Klima und Boden: Lehm und Kalk charakterisieren die Böden im Monferrato und im Astigiano, auf der Barbera besonders gut gedeiht, in ausgewählten Lagen sind auch Sand und Mergel möglich. Das Klima ist ausgewogen mit kühlen Wintern und warmen Sommern. Barbera ist die wichtigste Rebsorte des Piemont: Rund 35 Prozent der Rebfläche sind mit dieser Traube bestockt (Barbera insgesamt in Italien rund 90 000 Hektar). 300 000 Hektoliter werden an Barbera dʼAsti produziert, 90 000 Hektoliter an Barbera del Monferrato und 80 000 Hektoliter an Barbera dʼAlba, daneben sind noch Barbera Piemonte und Barbera aus den Colli Tortonesi von Bedeutung. Anm. JT: Barbera ist und bleibt ein fruchtiger, vollmundiger Rotwein mit lebhafter Säure und vorallem sehr beliebt! Quellen: https://www.vinum.eu/de/weinwissen/weinregionen/europa/italien/piemont/, https://www.alpinawein.de/de/glossar.html?sign=P, https://www.alpinawein.de/de/glossar.html?sign=B, Wikipedia, Archiv Partnerwinzer sowie Eigenrecherche Winzer, Sommelier und Weinakademiker Jürgen Tullius